Grüne finden: E-Scooter sind eine vielschichtige Aufgabe

E-Scooter sind seit Juni 2019 in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassen und
inzwischen vor allem in vielen Stadtzentren zahlreich als Leihfahrzeuge verschiedener
Anbieter anzutreffen.

„Als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut
per Fuß und Fahrrad zurückzulegen sind, bringen die Roller jedoch eher Nachteile für die
Umwelt.

Delmenhorst ist im Innenbereich eine Stadt der kurzen Wege, wo man gut zu Fuß oder mit
dem Fahrrad seine Ziele erreichen kann, obwohl gerade für die Radwege noch sehr viel getan
werden muss.

E-Roller sind laut Gesetz auf Radwege und in Ausnahmen auch auf Fahrbahnen angewiesen,
und die bestehenden Radwege in Delmenhorst sind zurzeit eher unattraktiv für diese
Elektrokleinstfahrzeuge. Auf Gehwegen dürfen E-Roller nicht fahren, insofern sind sie
weitestgehend ungeeignet für die Innenstadt, und oft genug hört man von
Innenstadtbesuchern, deren Einkaufsvergnügen in der Fußgängerzone nicht nur von E-Rollern
reduziert wird. Gleiches gilt seit Jahren für Radfahrer in der Fußgängerzone von Delmenhorst.

In der Ökobilanz sind E-Scooter gleichwohl besser als das Auto. Aber gegenüber dem
bewährtem Fahrrad, mit dem sich Strecken ebenso schnell bewältigen lassen und Gepäck
besser transportieren lässt, sind E-Scooter die deutlich umweltschädlichere Variante und daher
keine gute Alternative.“, findet Uwe Dähne, Ratsmitglied.​

Denn bei genauerem Hinsehen ist die Ökobilanz eines E-Rollers eher kritisch zu sehen, denn
sie werden nicht vor Ort geladen, sondern von Transportern eingesammelt, an eine
Ladestation gehängt und wieder verteilt. Das sorgt laut einer Studie für insgesamt 43% der
Emissionen. ​
Überdies wird die Ökobilanz durch die Tatsache beeinträchtigt, dass die meisten aus China
stammen und lange Transportwege überwinden müssen.

Doch bei aller Aufmerksamkeit für das Thema E-Scooter aktuell sollte nicht vergessen
werden: Hauptproblem bei der Verkehrswende und der Lebensqualität in Städten bleibt die
hohe Zahl privater Autos. In Deutschland etwa kommen mit Stand 01.01.2021 auf einen E-
Scooter mehrere Hundert Pkw. Städte sollten daher die Anzahl der Autos und der zur
Verfügung gestellten Parkplätze anders managen, um in den Innenstädten mehr Platz für
sichere Fuß- und Radwege zu schaffen. Verleiher sollten E-Scooter statt in Innenstädten
besser in den Außenbezirken mit gut ausgebauten Radwegen aufstellen. Hier kann es
durchaus sinnvoll sein, die möglicherweise zu lange Strecke zur Bahn schnell mit dem E-
Scooter anstatt mit dem Auto zu überbrücken

„Ein Verbot eines bestimmten Verkehrsmittels ist immer der letztmögliche Schritt und nur
dann nicht zu vermeiden, wenn dauerhaft gravierende Probleme auftreten, die sich
anderweitig nicht lösen lassen.“, findet Stefan Oliver Brinkmann, stellvertretender

Fraktionsvorsitzender. Im Zusammenhang mit E-Rollern lässt sich bei Mietfahrzeugen häufig
feststellen, dass diese nicht sach- und ordnungsgemäß nach der Nutzung im öffentlichen
Raum abgestellt oder mitunter auch abgelegt werden. Dies kann andere Menschen behindern
und auch gefährden und sollte durch entsprechende Vorgaben an die Verleiher unterbunden
werden. Ein weiteres Problem kann die Geschwindigkeit sein, die von anderen
Verkehrsteilnehmern leicht unterschätzt werden kann. Die Sichtbarkeit der E-Roller ist dabei
im Vergleich zu E-Bikes mit vergleichbarer Geschwindigkeit schlechter. Auch dieses
Gefährdungspotential ist zu berücksichtigen. In der Fußgängerzone ist der Einsatz ebenso wie
der eines Fahrrades zu werten und somit zu unterbinden. Der Einfluss auf Umwelt- und
Klimafreundlichkeit hängt davon ab, welche Alternativnutzungen dafür entfallen. Ersetzt der
E-Roller eine Autofahrt, egal ob fossil oder elektrisch betrieben, verbessert sich die Bilanz.
Wird ein Fußweg ersetzt, ist dies natürlich nicht der Fall. Grundsätzlich sprechen E-Roller
eher jüngere Verkehrsteilnehmer an.

Aus dem Vorstand ergänzt Ralf Dominke: „Generell finde ich E-Roller gut. Es müssen aber
bessere, genauere Auflagen für das "Parken" geschaffen werden. Ferner muss der Vermieter
dafür sorgen, dass falsch oder schlecht abgestellte Roller innerhalb eines definierten
Zeitraums umgeparkt werden. Das werden jetzt mehr und mehr Städte von Roller-Vermietern
fordern.“

„Wichtig ist auch, dass für eine Nutzung der E-Roller auch gute, breite und sichere Wege
benötigt werden. Das fordern wir auch weiterhin für den Radverkehr und Verkehr zu Fuß. So
lassen sich verschiedene Konflikte zwischen Verkehrsteilnehmenden vermeiden.“ fordert
Marianne Huismann, Vorsitzende der grünen Stadtratsfraktion.

„Ich finde die Idee, eine unkomplizierte, spontane Lösung und ohne Rückgriff auf fossile
Energien anzubieten, grundsätzlich gut. Jedoch sehe ich die Anbieter in der besonderen
Pflicht, das Leihsystem richtig zu gestalten. Das bedeutet, dass Parkflächen besonders
ausgewiesen werden müssen und dass auch eine Überprüfung der Abstellmöglichkeiten der
Roller stattfindet, so dass diese nicht in Gewässern wie unsere Graft landen. Kritisch sehe ich
aber auch, dass vermehrt Unfälle mit der Beteiligung von Autos und E-Scootern in
Delmenhorst passieren. Die zunehmenden Geschwindigkeiten auf dem Rad oder dem E-
Scooter bedarf mehr Wachsamkeit von den Autofahrer:innen, um einen gleichberechtigten
und sicheren Straßenverkehr für alle zu gewährleisten. Aber auch die Personen, die mit dem
E-Scooter unterwegs sind, müssen sich natürlich an die Verkehrsregeln halten.“ ergänzt Nadja
Allmers-Plump, Vorstandssprecherin.

Ansprechpartnerin:

Nadja Allmers-Plump​
Vorstandssprecherin​
nadja.allmers-plump@gruene-delmenhorst.de​

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